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Die Mädchenwiese - Martin Krist Zum ersten Mal habe ich einen Thriller bei Vorablesen.de gewonnen. Vielen Dank dafür!

Finkenwerda, ein kleines Dorf nicht weit entfernt von Berlin. Im Prolog findet die alte Bertha ein totes und grausam verstümmeltes Mädchen auf einer Lichtung im Wald. Doch anstatt zur Polizei zu gehen, bedeckt sie die Leiche, bestattet sie auf ihre eigene, liebevolle Weise und geht ins Dorf zurück. Sie kann nichts sagen, denn sie kennt den Mörder des Mädchens, der schon so vielen anderen Mädchen Leid angetan hat, nur zu gut. Deshalb weiß sie auch, dass er sie jederzeit finden kann. Sie ist nicht sicher vor ihm.

Im Dorf angekommen, läuft sie dem kleinen Sam und seiner älteren Schwester Lisa über den Weg. Lisa ist so freizügig angezogen, wie auch all die Opfer des Mörders angezogen sind, fällt Bertha auf. Doch sie sagt nichts, lässt sich von dem Mädchen noch hinterherrufen und verschwindet schnell im Haus.

Nach diesem Wochenende, das Lisa bei ihrem viel älteren Freund Berthold, von dem ihre Mutter nichts weiß, verbringen wollte, kommt sie nicht wieder nach hause zurück. Ihr kleiner Bruder Sam ist verzweifelt, er wollte nicht, dass Lisa geht, musste ihr dann aber versprechen, niemandem zu sagen, wo sie ist. So genau weiß er das ja selbst nicht. Aber Lisa hat versprochen, dass sie zurückkommt, deshalb wird sie das auch, davon ist Sam am Anfang noch überzeugt. Doch je länger sie fortbleibt, desto mehr Angst bekommt Sam. Doch keiner der Erwachsenen um ihn herum hört ihm richtig zu.

Seine Mutter nicht, die erst vor kurzem von ihrem Mann mit ihrer besten Freundin betrogen wurde und sich nun mehr schlecht als recht alleine um ihre beiden Kinder kümmert, sein Onkel nicht, der bei der Polizei ist und alles tun will, um Lisa so schnell wie möglich zu finden und auch seine Tante nicht, die ihn für ein paar Tage zu sich geholt hat, da seine Mutter sowieso schon fertig mit den Nerven ist.

Als er erfährt, dass Lisa verschwunden ist, kann Alex Lindner, seines Zeichens ehemaliger Kriminalkommissar, es nicht lassen, auf eigene Faust zu ermitteln. Sehr zum Unbehagen der Polizei, da Alex vor einigen Jahren, als „Die Bestie“ schon einmal junge Mädchen entführt, verstümmelt und getötet hat, wegen seiner Verzweiflung über einen gescheiterten Plan, „die Bestie“ zu fassen, zu trinken anfing und vom Dienst suspendiert wurde. Damals wurde, da er sich ablenken ließ, eine Kollegin, die den Lockvogel für „die Bestie“ spielen sollte, getötet. Deshalb (und weil er Lisas Mutter Laura etwas mehr als nur sympathisch findet) alles daran setzen, dass Lisa gefunden wird.

Ich fand den Fall sehr spannend und auch die einzelnen Charaktere wirklich ausführlich und liebevoll beschrieben, man konnte sich sehr gut in jeden einzelnen hineinversetzen und hatte nicht (wie das bei manchen anderen Krimis oder Thrillern der Fall ist) das Gefühl, dass Nebenfiguren nur da sind, um eben noch ein paar mehr Charaktere zu haben.

Was ich anfangs etwas verwirrend fand, waren die ständigen Perspektivenwechsel. Schon im Prolog werden die Erzählperspektiven gewechselt und später auch noch sehr, sehr oft. Ich fand es aber sehr spannend, immer einmal wieder etwas von Berthas schrecklicher und trauriger Vorgeschichte zu erfahren und parallel dazu über Lisas Verschwinden und dessen Konsequenzen zu lesen.

So ganz weiß ich noch nicht, was ich von diesem Thriller halten soll. Er ist gut geschrieben, er lässt sich sehr leicht und flüssig lesen und ist sehr, sehr spannend, aber es sind auch ein paar Ungereimtheiten enthalten und ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob mir die Charaktere jetzt gefallen haben oder nicht. Die allerletzte Erklärung am Ende des Buches war mir auch etwas zuviel des Zufalls, aber das ist nicht weiter tragisch. Ich würde gerne noch ein zweites Buch mit Alex Lindner als Ermittler lesen!