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Voll streng, Frau Freitag! Neues aus dem Schulalltag - Frau Freitag Das Vorgängerbuch „Chill mal, Frau Freitag“ hatte ich nicht vorher gelesen, von daher konnte ich nur erraten, was mich erwartete, als das gewonnene „Voll streng, Frau Freitag“ bei mir im Briefkasten lag.
Obwohl ich gerade etwas anderes lesen wollte, legte ich das für das Buch von Frau Freitag sofort zur Seite. Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, war klar: das muss ich lesen! Jetzt, sofort, unbedingt!

Nach der Leseprobe hatte ich gedacht, mich erwartet nun eine Aneinanderreihung von mal mehr, mal weniger witzigen Anekdoten aus dem Schulalltag einer Gesamtschullehrerin. Doch weit gefehlt! Man lernt Musti, Ronnie, Ayla, Fatma, Funda, Peter, Hannah und noch viele andere Schüler aus Frau Freitags Klasse kennen, aber wen man am besten kennenlernt, ist Frau Freitag selbst.

Denn auch wenn sie manchmal nur den Kopf schütteln und sich das Lachen darüber verkneifen kann, was ihre Schüler manchmal so von sich geben und auch wenn „Schantalle“ Frau Freitag die meiste Zeit einfach nur gehörig nervt, merkt man schnell, wie viel ihr eigentlich an ihrer Klasse liegt. Schließlich hat sie diese schon seit vier Jahren unter ihren Fittichen und am Ende dieses Schuljahres sollen sie eigentlich ihren Abschluss machen. Frau Freitag tut auch alles, damit ihre Schüler die Chance dazu haben: Sie lädt eine Frau vom Arbeitsamt ein, bei der ihre Klasse einen Workshop zum Thema Berufseinstieg macht, sie geht auf Berufsberatungsmessen, auf denen ihre Schüler nie auftauchen und nimmt Taschenweise Infomaterial für sie mit.

Doch auch Frau Freitag hat Momente, in denen sie daran zweifelt, ob aus den meisten aus ihrer Klasse wirklich einmal etwas werden wird. Vor allem, als gegen Ende des Schuljahres andauernd nur noch 11 Schüler im Unterricht anwesend sind. Da bleibt auch Frau Freitag einmal hart und belohnt die Schwänzer nicht noch dadurch, dass sie mit der gesamten Klasse an die Ostsee fährt! Dafür ist sie sehr positiv überrascht, als einige ihrer Schüler es schaffen, ganz alleine ein Grillfest im Park zu planen und das dann auch noch durchzuführen! Obwohl wegen den Schülern christlichen Glaubens, die Schweinefleisch essen wollen, eigentlich zwei Grills vonnöten wären – aber bei so einem selbst organisierten Grillfest verzichtet man dann doch gerne auch einmal auf Schweinefleisch.

Frau Freitag tyrannisiert ihre Schüler sogar noch über „Schüler-Facebook“, wo sie sich extra einen offiziellen Lehrer-Account angelegt hat, um ihre liebe Klasse besser „stalken“ zu können. Hier erinnert sie – ganz Social-Media-Spezialistin an Hausaufgaben, die bis morgen noch erledigt werden wollen, an Bewerbungen, die schon längst geschrieben hätten werden sollen oder auch einfach mal daran, endlich ins Bett zu gehen, damit man morgens in der ersten Stunde auch anwesend sein kann und nicht schon wieder eine Entschuldigung braucht.

Das alles erzählt Frau Freitag mit einem Augenzwinkern, aber auch teilweise mit einem Ernst, der den Leser ganz genau spüren lässt, wie sehr ihr ihre Klasse am Herzen liegt und wie gern sie sie eigentlich unterrichtet – auch wenn sie manchmal am liebsten ausrasten würde. Sie ist sich sicher, dass sie von ihrer Klasse nichts zum Abschied bekommen wird, da die Chaosmeute es einfach verpeilt, doch ihre Schüler würdigen sie sehr viel mehr, als sie es manchmal denkt. Sie ist ja auch beinahe erleichtert, dass wenigstens drei ihrer Schüler die Klasse wiederholen müssen, damit sie sie nach dem Ende des Schuljahres wenigstens noch auf dem Schulhof sehen kann.

In diesem Buch sind sehr viele witzige, aber auch genauso viele ernste Situationen miteinander vereint und man kann den ganz normalen Wahnsinn an einer Gesamtschule erleben. Das Ganze ist so lebensnah und herzerwärmend erzählt, dass ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen hatte. Ich fand es wirklich schade, nun nichts mehr von Frau Freitag und ihrer Chaosklasse zu erfahren. Auch die Autorin selbst bringt einen mit ihren Aktionen mal zum Lachen (zum Beispiel, wenn sie sich der Sprache nach ihrer Klasse anpasst), aber viel öfter auch zum Nachdenken. Das hat mir sehr gut gefallen. Ich kann das Buch nur weiterempfehlen!